JANSEN
Die Unschuld der Gebäude
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2018 feiern JANSEN ihr 20-jähriges Bandjubiläum mit der Veröffentlichung des fünften Studio-Albums "Die Unschuld der Gebäude". Die LP erscheint zum Record Store Day am 21. April als rein analoge Veröffentlichung in einer limitierten Auflage von 300 Stück als 180 Gramm Pressung, d.h. das Album wird nicht als Download oder als Stream erhältlich sein. 

 

 

JANSEN haben ein eigenwilliges Konzept: Musik, die schräg, schön, sentimental und böse ist, mit Sprechgesang, Melodien, Geschrei, Chaos und rauem Pop im Jazz-Ambiente, mit super-guten Fehlern und deutschen Texten voller Abenteuern, Poesie, Liebe, Trotz und Quatsch.

 

 Hallo Freunde!

Ich hab damals zur ersten JANSEN-Platte einen persönlichen Brief geschrieben. Einfach ein paar Gedanken zur Veröffentlichung. Da die letzte Platte aus den verschiedensten Gründen (u.a. Theaterarbeit, Bandumbesetzungen, Neustart mit "m.walking on the water") schon Jahrhunderte auf dem Buckel hat, gibt es jetzt  wieder mal einen Brief zur neuen Platte 
"DIE UNSCHULD DER GEBÄUDE" , 

die nur auf Vinyl in limitierter Auflage erscheint. Auch das noch. Naja, hatte ich einfach Bock drauf. Nostalgisch, wertig, Covergröße, musikpolitisches Statement, Beschränkung, egal, vielleicht alles ein bisschen, aber wichtiger: Ich hatte einfach Bock drauf. Und  "rent a dog" hatten dann die Chuzpe das mitzumachen. Groß!
Die Idee zu dieser Scheibe existiert schon mindestens fünf Jahre und einige der Stücke sind schon erheblich älter. Ich hatte immer wieder Schwierigkeiten eine perfekte Reihenfolge für zwei Seiten Vinyl zu finden. Entweder passte der Sound nicht, dann die Kompositionen, dann war ich Instrumentierung unzufrieden.
Also hab ich immer wieder Stücke komponiert, gesammelt, geordnet und aufgenommen, mit verschiedenen Besetzungen bis ich letztes Jahr damit in etwa zufrieden war. Soweit das überhaupt möglich ist. Mein Geschmack mäandert dummerweise wie der Amazonas durchs Tal. Was bleibt ist deswegen wieder nur eine Momentaufnahme und wie immer nicht ganz perfekt. Und doch, für den einzigen kleinen Moment vor der Entscheidung 
'jetzt ab zum Mastering' schon. Ein gutes Gefühl. Und schon denke ich an die nächste Platte.

So, was gehört hier noch hin?
Ja, ich wollte unbedingt auf den meisten Songs Bandoneon hören. Und ich konnte Toma Neill von den Essener Bandoneonfreunden dafür gewinnen. Die Zeit war knapp; ich bin um Weihnachten herum mit meinem Laptop und Mikrophonen nach Haan gefahren und wir haben auf den letzten Drücker noch einige wunderschöne Spuren aufgenommen. Ja, irgendwie auch nostalgisch. Eine Krefelder Band mit Bandoneon, das von Heinrich Band in Krefeld erfunden wurde und von hier aus den Sprung nach Argentinien zum mitbeherrschenden Instrument des Tangos geschafft hat. Ich liebe es!

Für "Morpheus Welt", das neueste Stück des Albums hat dann allerdings mein Freund Mike Pelzer die Tasten seines Akkordeons aufs Beste bearbeitet. Dazu hat unser Spezi Axel Ruhland noch ein paar kongeniale Violinspuren nach Krefeld geschickt. "Morpheus" ist im Moment mein Favorit.

Nachdem Philip Lethen vor ein paar Jahren ausgestiegen war kam mir am Strand auf Fuerte die Idee, den Markus Türk zu fragen, die Trompete ein bisschen beiseite zu legen und in Zukunft den Bass zu übernehmen. Der Mann ist ja so eine Art Multitalent. Die ersten Gigs als Trio waren sehr vielversprechend und diese klassische, reduzierte Besetzung hatte eine für mich ungewohnte Klarheit wie ein geputztes Fenster zum Song. Mehr Lücken zwischen den Tönen. Das Weglassungsprinzip ist schon immer ne schöne Herausforderung gewesen. Aber weniger will ich nicht, nee….und für diese Platte gilt das schon mal gar nicht.

Aber dann hat der Andre Hasselmann geheiratet, Kinder bekommen, einen neuen Job angenommen und war plötzlich kein Schlagzeuger mehr. Für die wenigen Auftritte und Demoaufnahmen hat dann der allseits geschätzte Krefelder Liedermacher Patrick Richardt den Platz auf dem Hocker warm gesessen. So gibt es zweieinhalb verschiedene Drummer  auf dieser Platte. Der Halbe bin ich bei "Etwas Müh". Man hört es….
Und jetzt ist auch der Andre wieder am Start. Ohne Ehefrau, mit Kindern und Trommeln scheint das Leben irgendwie gar nicht so schlecht zu sein. Und er hat mir so gefehlt, ein Weltmeister!

Wie Ihr alle werde ich auch älter und der Tod ist ein Besucher: "Kleiner Bruder" ist für meinen kleinen Bruder.
"Etwas Müh" für meine Verwandtschaft, für meine Vorgängergeneration und für alle ewig Liebenden.
"Sommer 13" für diesen fünf Jahre alten Sommer, in dem ich diese kleinen Badegeschichten im Krefelder Neptun Badesee in mein Notizbuch geschrieben habe.
Für die ganzen von "Lola" Verlassenen, dieses Lied des Trotzes, der Trauer und der Stärke…
Und das für die "Zeitreisenden", z.B. den deutschen Wirt einer Kneipe auf den Kanaren. Ein wirklich echter Zeitreisender, der inzwischen mit seinem Schnäuzer und samt seiner deutschen Eckkneipeneinrichtung, seinem Schalketrikot, wieder in die Minute (!) gereist ist, in der Schalke Deutscher Meister war. Der Song ist übrigens aus einer sehr monotonen, meditativen Theaterarbeit in Tübingen entstanden. Vielleicht werde ich diese schräge Inspiration mal auf die Jansenseite setzen.
"In deinen Augen" ist für Alice im Wunderland und auch für Kay Voges… aus unserer Arbeit für das Schosstheater Moers. 
"Morpheus" ist der Gott des Schlafes und mein Blues. Träumt weiter!
Und "Hallo Nachbar" ist für den enttarnten Stalker, der ein guter Freund war…
Wer hat eigentlich immer die Reifen unseres Bandbusses zerstochen? 
Lass uns ein Bier trinken gehen und darüber reden.
Genießt die Klarheit des Wortes und wenn ihr mögt, denkt Euch was.

Vielleicht noch ein paar kurze Gedanken zur Musik: 
So analog wie das Medium!
Eine Band die spielt!
Akkorde, Melodien, Rhythmen auf nahezu 'altmodischen' Instrumenten. Gitarre, Bass, Schlagzeug Gesang, kein Autotune. Und dann doch das warme Folksmusikgefühl, ein Kissen gefüllt mit giftiger Watte und auch wieder die fliegende Trompete, die den Tod mit Hochgefühl begleitet. 

Was für eine Mischung?! Rock ohne Rock, Jazz ohne Jazz, Abseitige Schlager ohne Schlagersänger! Für die kleinen Räume lassen wir Sound und Sinn von der Decke tropfen in die aufnahmebereiten Poren der Aficionados.

Texte, die ich mit einiger Übung sicherlich verständlicher rüberbringen könnte.
Will ich das? Manchmal. Im Moment nicht. Die Gedanken fliegen weiter…
Interaktion, spontanes Verständnis und Missverständnis gebären manchmal einen zwei- oder sogar mehrköpfigen Hund, der manchmal gestreichelt aber niemals abgeholt wird.
Bis eines Tages jemand merkt, dass dieses jämmerliche Tier die erstaunliche Fähigkeit hat, komplizierteste mathematische Gleichungen mit linker Pfote zu lösen. 
Meine Texte reimen sich, wie beim alten Goethe und sind manchmal nur zu lesen und zu begreifen, wenn man sich die Buchstaben und Wörter von unten anguckt: - - -  - - - --  - - -- - -- --  ---  - -- - - -


Leben, Liebe, Trauer, Tod, was sonst? Was wurde erwartet vom Herrn Jansen. 
Wohl etwas zwischen ‚Kaum was’ und ‚Gar nichts’.

Versucht einfach diese Platte auf die Kante zu stellen oder besorgt euch einen Plattenspieler.
Wir bespielen erstmal besondere Orte, klein und unbekannt, deren Wände noch aufnahmebereit sind und höchstens 50 Leute fassen. Erstmal werden die meisten Gigs in Krefeld und Umgebung stattfinden und werden 1 Woche vorher über Gesichtsbuch, Mail und unserer Webseite angekündigt. So ungefähr ist es geplant, so ungefähr wird es gemacht….so, das genügt erstmal an Worten.

Über den Albumtitel müssen wir nicht reden. Das ist Kloßbrühe! 
Soweit, MMJ

 

 PS.: Das nächste Album müssen wir unbedingt live aufnehmen.

Wie eine alte Jazzcombo, nur mit zwei sehr guten Mikrofonen. Immerhin dann doch Stereo, vielleicht mit Autotune…