JAZUL

What...?
rad 2011-2

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1.    What...? (Ingolf Burkhardt) 4:45
2.    Maputo Moonrise (Ingolf Burkhardt) 5:42
3.    Desjazzdo (Ingolf Burkhardt) 7:00
4.    Quo? (Achim Rafain) 4:21
5.    You’re here (Ingolf Burkhardt) 7:07
6.    Despace d’sho (Ingolf Burkhardt) 6:43
7.    Summerime (George & Ira Gershwin) 6:26
8.    Nessun Dorma (Giacomo Puccini) 6:05


Ingolf Burkhardt: trumpet & flugelhorn
Roland Cabezas: guitars
Achim Rafain: bass & Roland V-bass
David "Dezzie" Paulicke: drums  

Recorded at Emily Music Studios on Mach 12 & 13, 2007
Recorded by Mirko Michalzik and Martin Langer

Produced by JAZUL, co-produced by UK Rattay

Mastered by Hans Philip Graf at Soundwerft Hamburg

Photos by Steve(n) Haberland
Cover Design by Axel Bodden


Trompeter der NDR Big Band, Bandleader des Jazz-Quartetts Ingolf B4, häufiger Gast im weltbekanntem Jazzclub „Ronnie Scott’s“ in London mit Alan Skidmore, Hamburger Trompetenprofessor, Sideman bei u.a. Al Jarreau, Benny Golson oder Nils Landgren – Ingolf Burkhardt ist ein umtriebiger Musiker. Mit dem neuen Bandprojekt JAZUL und dem Debütalbum fügt er seinem musikalischen Kanon eine weitere Facette hinzu: What...? ist ein lupenreines und gleichzeitig sehr spezielles Fusion-Album, wie es in dieser Qualität seit den besten Zeiten des Genres nur selten zu hören war.

Filtert man hyperaktive Jazzrocker wie das Mahavishnu Orchestra, kühle Köpfe wie Weather Report und quere wie Brand X aus diesem Stilsud heraus, erhält man ein musikalisches Substrat, das man als Soul-Jazz-Fusion bezeichnen kann: Funky Soul mit lächelnden Jazz-Harmonien, rhythmisch und harmonisch ungefährlich, spieltechnisch möglichst erste Sahne. Wichtigste Vertreter: The Crusaders. Wenn Randy Crawford dazu singt, heisst es „Street Life“ und ist ganz oben in den Popcharts. Wenn Ingolf Burkhardt über die Crusaders spricht, ist auf der Stelle ersichtlich, warum er sich „ausgerechnet“ diesem vermeintlich ausgelaugten Genre zuwendet: Er ist ein Fan dieser Musik. Sie ist ihm vertraut, schlug für viele die Brücke von Rock und Soul zum Jazz. JAZUL tun das in sicherer Entfernung zu Klischee-Funk, leerem Tastengeschwurbel und Bassgitarren-Stunts.

An der Oberfläche auffallend unaufgeregt und in jeder Sekunde geschmackvoll (nicht: geschmäcklerisch), brummt What...? im Inneren regelrecht vor kleinen und kleinsten Ereignissen. Mit dezent pulsierender Rhythmusachse, akzentuierter Gitarre und dem klaren, druckvollen Ton des pustenden Bandleaders eröffnet das programmatische Titelstück das Album. Das afrikanisch gestimmte „Maputo Moonrise” besticht mit melodischem Hitpotential und fliegender Rhythmik, und die weiten Texturen von „Quo?“ bewegen sich wie Wasser im Wind; die gestopfte Trompete ist vom Feinsten.    

Die Musiker der Band kennen sich aus unzähligen gemeinsamen Studiojobs für u.a. Stefan Gwildis, Achim Reichel, Kid Creole, Orange Blue bis hin zu den No Angels, aber auch Jazz-Größen wie Trilok Gurtu, Vinnie Colaiuta, Gary Brown, David Weckl oder Robben Ford. Sie gehören der seltenen Spezies des mit allen Wassern gewaschenen Profimusikers an, der seinen Geruch, seine Persönlichkeit und seine Liebe zur Musik nicht eingebüßt hat. Hierin liegt auch der Masterplan von JAZUL begründet. Die vier Studiomusiker wollten eine Plattform schaffen, in der nicht alle Konzentration darauf verwendet wird, den „Job“ so gut wie möglich zu machen. Man will frei sein, sich aus seinen Ketten winden, locker mit der Musik umgehen und einfach eine Menge Spaß haben.


Drummer Dezzie Paulicke bringt das ganze Dilemma auf den Punkt: „Die Idee von JAZUL war, sich komplett zu befreien. Da wir für viele Bands spielen, wo wir eher funktionieren als improvisieren, gründeten wir dieses Projekt als Möglichkeit, um wieder Musik zu machen, die aus uns heraus kommt.“


So bezeichnen die vier Musiker JAZUL auch als ihr ganz spezielles „Dreamteam“. Hier treffen sich Leute, die musikalisch auf dem gleichen Level kommunizieren, Musik ganz ungezwungen spielen und genießen können sowie den Begriff Fusion ein wenig neugestalten: Im Gegensatz zu vielen kontemporären Produktionen, wurde What...? quasi live an nur zwei Abenden eingespielt und dabei fast vollkommen auf Overdubs verzichtet. „Wir wollten das Feeling, welches wir bereits bei der ersten Probe gemeinsam spürten und später auch auf der Bühne erlebten, auf einen Tonträger bannen und unsere Zuhörer daran teilhaben lassen“ unterstreicht Gitarrist Roland Cabezas.

Ingolf Burkhardts Spiel ist wie immer erstklassig. Er spielt lyrisch, dann wieder enorm kraftvoll, bringt sein Horn bei Gershwins „Summertime“ und in der Bearbeitungen von Puccinis „Nessun Dorma“ nachgerade zum Singen. Das Vokabular der Jazz-Improvisation bewahrt er im Ärmel auf und zieht mit traumwandlerischer Stilsicherheit das richtige heraus. Gitarrist Roland Cabezas wechselt Stilistik und Dynamik mit Leichtigkeit, hat seinem inneren Metheny ordentlich Scofield gefüttert und zeigt verdammt viel Einfühlungsvermögen. Dezzie Paulicke (Drums) spielt ohne Ablass nach vorn, löst die Takte in perkussive Subtexte auf, ohne jemals den Groove zu vernachlässigen. In seinem Spiel vereinen sich die virtuose Polyrhythmik eines Harvey Mason mit den klickenden Beats des Kölner Elektronik-Genies Burnt Friedman. Bassmann Achim Rafain legt Grund in die luftige Kollaboration, spielt außerordentlich melodisch, swingend, mit genau dosierter Schubkraft und Geschwindigkeit. Dass er mal eine Saite auf’s Brett knallen lässt, ist so selten, dass es beinah exotisch erscheint, wenn er’s tut. Klischees nicht einfach meiden, sondern beherzt und subtil umkrempeln: darauf verstehen JAZUL sich exzellent.

Demnächst auch auf einer Bühne in Ihrer Nähe.

PS: Man kann dazu auch das machen, was über viele Jahre hin aus dem Jazz quasi ausradiert wurde: TANZEN!

 

myspace/jazul